Über Gerd Baukhage
Gerd Baukhage wurde am 10. Juli 1911 in Herten geborgen.
Er starb am 1. März 1998 in Köln und hinterließ ein umfangreiches Oeuvre an Gemälden, Zeichnungen und Aquarellen.
Nach kurzen Studienzeiten 1932 in München (Architektur) und 1933 in Düsseldorf (Kunstakademie) hielt er sich für längere Zeiträume in der Schweiz auf. Dort verdiente er sich als Maler von Aquarellen. 1939 wurde er in die Wehrmacht eingezogen und kam erst 1949 nach überstandener Kriegsgefangenschaft nach Köln. Mit kontinuierlichen Studien und entwickelte er seine eigenen unverwechselbare Bildsprache in Köln Lindenthal.
Die Kunstwelt wurde 1968 auf die Bilder des 57jährigen Gerd Baukhage aufmerksam, als ein neuer Internationaler Stil die Pop Art abzulösen schien: der Foto-, Hyper-, Radikale Realismus. Baukhage vergrößerte damals Fundstücke – Knöpfe, Kunststoffringe, Eisenteile, Bretter – und machte daraus immer großformatigere Bilder. In der großen Werkgruppe der „Versperrungen“ führte er sie zur Reife. In den frühen 70er Jahren setzt er sich mit den Räumen und Gerätschaften der Hinrichtungsmaschinerie für Menschen auseinander. Ab den späten 70er Jahren reduzierte er die Motive auf rostige stählerne Abdeckplatten und fügte sie in altarhafte, erdfarbige Tafeln und Triptychen ein. Die archaischen, zeitlosen Ordnungsformen von Kreis, Dreieck und Quadrat beherrschen sein Spätwerk. 1989 entstand sein letztes Gemälde, da Baukhage 1990 erblindete.
Von 1950 bis 1997 wurden die Werke des Künstlers Gerd Baukhage in zahlreichen Ausstellungen in Deutschland, Polen, Korea und der Schweiz in Museen, Kunstvereinen und Galerien, sowie Präsentationen auf Kunstmessen gezeigt. 1977 war er mit Werken an der documenta 6 in Kassel beteiligt. 2009 fand seine bisher letzte Ausstellung im Kölnischen Stadtmuseum statt. Museen, wie z.B. das Museum Ludwig in Köln, das Museum Morsbroich in Leverkusen, das Ludwig Forum in Aachen, das Germanische Nationalmuseum in Nürnberg und das LVR- LandesMuseum Bonn, sind im Besitz von Werken in Ihren Sammlungen.
1968 heiratet er die Ärztin Maria Theresia Solbach, die sich nach dem Tod von Gerd Baukhage sehr für den Nachlass ihres Mannes einsetzte und unter Anderem die im Wienand Verlag erschienene Biografie von Wolfgang Becker unterstützt hat.
Der schriftliche Nachlass des Künstlers wird im Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg aufbewahrt und ist dort einzusehen.
Der Großteil des künstlerischen Nachlasses ist in den Besitz des Kölnischen Stadtmuseums und des Fördervereins „Freunde des Kölnischen Stadtmuseums e.V.“ gegangen und wird vom Förderverein aufbewahrt, verwaltet und ausgestellt.
Weitere Informationen und Quellennachweise finden Sie unter:
https://de.wikipedia.org/wiki/Gerd_Baukhage

Texte von Gerd Baukhage, die er am 5. Februar 1981 handschriftlich niedergeschrieben hat:
Erste Überlegungen zu meinem Malen
Bilder sind Gedankenzeichen.
Bilder sind emotionale Zeichen.
Bilder sind Gebilde und nicht Abbildungen.
Bilder sind Farb-Form-Gebilde.
Jede Form gibt Formerleben.
Die vollendete Form ist der Kreis.
Alle Formen der Geometrie sind ebenfalls rationelle Denkformen, Ordnungsformen.
Willkürliche Formen und Zeichen sind emotionell zugänglicher
- Grundformen der Technik
- Daraus Zeichen der Grundformen auf Material (Eisen, Holz, etc.)
- Daraus Zeichen der Grundform als Phänomen.
Farben sind in der Malerei Eigenschaften des Dargestellten. Selbst monochrome Bilder sind gefärbte Leinwände oder gefärbte andere Bildträger. In der Natur ist Farbe materialgebunden. Auch Farbänderung kann ich dem dargestellten Material einen anderen künstlerischen Sinn geben.
Zeichen ist Formgeben.
Jede Form kann in der Bildkomposition ein lesbares oder besser vielleicht funktionierendes Kompositionszeichen geben. Klare Formen sind einprägsamer als wirre Formen. Jede Form hat Aussagewert. Jede Form, die klar dargestellt ist, kann zum Phänomen werden.
Über meine Art des bildnerischen Darstellers
Die Realität darzustellen ist Beginn des Malberufs. Dieses Malen ist das Erlernen des handwerklichen Teiles der darstellenden Kunst.
Im Laufe der Zeit wird man dabei erfahren, daß die dargestellten Dinge Möglichkeiten von Ausdruck und Erleben beinhalten. Die Wirklichkeit wird zum Zeichen. Reduziere ich diese Wirklichkeitszeichen zu einem abstrakten Zeichen, so wird daraus das Erlebens- und Denkzeichen, z.B. aus einem dargestellten Rad oder einer anderen Rundform wird eine Kreislinie, aus dem gemalten Horizont wird eine waagerechte Linie etc. etc.
Diese Denkzeichen setze ich zu Kompositionen zusammen.
Wie fixieren wir diese Zeichen?
Wir schrieben sie auf echtes Material, wie Papier, Leinen, aber auch auf anderen Materialien, manchmal sogar in den Sand. Diese anderen Materialien male ich auf Leinwand und Zeichen darauf die Zeichen.
Anfangs bin ich nicht so weit gegangen, daß mir Linien zum Zeichen wurden. Ich habe die Dinge der Realität zu Kompositionen zusammengesetzt, Bretter, Metallteile wie Eisenplatten, Schrauben, Bauklammern und dergleichen wurden zu objekthaften Gebilden zusammengesetzt. Es entstanden die „Versperrungen“, objekthafte Bildkompositionen, die herausfordern sie aufzubrechen.
Das Bild als Widerstand.
In letzter Zeit habe ich die gemalte Form des Materials als Erlebenselement genommen z.B. das Quadrat und das Rechteck, die Formen der aufgespannten Leinwand. Z.T. habe ich sie als Farbphänomen belassen und komponiere nicht weiter. Z.T. habe ich sie durch Aneinanderfügen nebeneinander und auch übereinander zu Kompositionen verbunden.
Noch einmal kurz:
Der Weg des Darstellens geht von der Darstellung der Realität zum Realitätszeichen, zum Linearzeichen als Denk- und Erlebniszeichen, mit dem ich operieren und komponieren kann.